Mittwoch, 23. Oktober 2013

Läuferherbst = Leserherbst!!! Heute: Der Absurde Held

Als leidenschaftlicher Verfechter von unnützen Tätigkeiten wie stundenlangem "Laufen", "Radfahren", herrje am Ende sogar "Schwimmen", kurzum: unser aller liebste Dreifaltigkeit called Triathlon... muss dieser Held allemal einen stimmungsvollen Ausruf voller Pathos wert sein dürfen...

Der Ausdauersportler schlechthin, beschrieben im "Mythos des Sisyphos".
Einige Auszüge, www. inarcadia.org

Die Götter hatten Sisyphos dazu verurteilt, einen Felsblock unablässig den Berg hinaufzuwälzen, von dessen Gipfel der Stein kraft seines eigenen Gewichts wieder hinuterrollte. Sie meinten nicht ohne Grund, es gäbe keine grausamere Strafe, als unnütze und aussichtslose Arbeit. [...]
Es ist nicht schwer zu verstehen: Sisyphos ist der absurde Held. Ebenso sehr aufgrund seiner Leidenschaften wie seiner Qual. [...] sein Hass auf den Tod und sein leidenschaftlicher Lebenswille haben ihm die unsagbare Marter eingebracht, bei der sein ganzes Sein sich abmüht, ohne etwas zu vollenden. Das ist der Preis für die Leidenschaften dieser Welt. [...] So sehen wir nur, wie ein angespannter Körper sich anstrengt, den gewaltigen Stein anzuheben, ihn hinaufzuwälzen und mit ihm wieder und wieder einen Hang zu erklimmen; wir sehen das verzerrte Gesicht [...] Schließlich ist nach dieser langen Anstrengung [...] das Ziel erreicht. Und nun sieht Sisiphos, wie der Stein innerhalb weniger Augenblicke in jene niedere Welt hinabrollt, aus der er ihn wieder hoch auf den Gipfel wälzen muss. Er geht in die Ebene hinunter [...] Diese Stunde, die gleichsam ein Aufatmen ist und ebenso zuverlässig wiederkehrt wie sein Unheil, ist die Stunde des Bewusstseins. In diesen Augenblicken, in denen er den Gipfel verlässt [...] ist er seinem Schicksal überlegen. Er ist stärker als sein Fels. [...] Wenn der Abstieg an manchen Tagen von Schmerz, so kann er doch auch von Freude begleitet sein.  [...] Man entdeckt das Absurde nicht, ohne in Versuchung zu geraten, irgendein Handbuch des Glücks zu schreiben. [...] Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. [...] Es gibt kein Licht ohne Schatten, und man muss auch die Nacht kennen. Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. [...] er findet, dass alles gut ist. Dieses Universum [...] kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. [...]        
Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Albert Camus - Der Mythos des Sisyphos, S.141ff

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