Dienstag, 16. August 2011

My Ironman Germany 2011

Jetzt komme ich dann doch noch dazu, meine Gedanken zu meinem Saisonhighlight 2011 festzuhalten. Seit dem 1. Dezember 2010 habe ich mich auf dieses Rennen vorbereitet, 34 Wochen strukturierten Trainings, sage und schreibe 6 vorbereitende Triathlonwettkämpfe, diverse Laufveranstaltungen, ein Trainingslager in der Emilia-Romagna (Italien), zwei verlängerte Trainingswochenenden in Regensburg und Roth, etliche „gezählte Kacheln“ im Schwimmbecken, Unmengen Asphalt, die unter mir hinweg rauschten und viele Kilometer in meinen Laufschuhen.
Die kleine Faktensammlung kann exakt mit diesen Zahlen aufwarten (Zeitraum 1.12.10 bis 24.07.11):


Trainingszeit total: 559 Std. (entspricht 16:45:00 Std. im Wochendurchschnitt)
Schwimmkilometer: 255km
Radkilometer: 5420km
Laufkilometer: 1500km
Skilanglauf: 450km
Athletiktraining: 60 Std.


All diese Zahlen geben sicherlich Auskunft über den immensen Aufwand, den ich betrieben habe und lassen manchen Hobbysportler wohl kopfschüttelnd abwinken. Über Motivation und Hintergründe schweigen diese Zahlen jedoch. Was treibt mich an? Wie gelingt es, sich 34 Wochen auf einen Triathlonwettkampf vorzubereiten?

Die Anwort kann nicht das Gefühl sein, das man hat, wenn man irgendwo als 225. (AK Platz 38) von 2500 Athleten am Römerberg ins Ziel läuft. Platzierungen sind es nicht! Es geschafft zu haben, ja, die jubelnde Menge zu spüren, allemal. Soziale Anerkennung, logo! Aber kann dies die Motivation von Grunde auf nähren? Das reicht nicht. Das alleine kann es nicht sein!
Die Verbesserung einer bestehenden Bestzeit, der eigenen, schon eher. Der Kampf gegen den Metzler, der auf dieser Distanz schon mal unterwegs war, der Kampf gegen das eigene „alte“ Ego, dieser Kampf spornt sicherlich an. Aber dieser Ansporn birgt sehr große Gefahren! Wenn der „Run“ auf die Bestzeit das einzige ist, was die Motivation begründet, so kann dies doch arg nach hinten losgehen. Und dabei ist die Gefahr, dass das eigene Ziel durch leistungsmäßiges „Versagen“, durch schlechte Tagesform, nicht erreicht wird, noch das geringste Übel. Viel eher kann einem der Wettergott alles vermiesen und Bestzeiten vor lauter Naturgewalt zum Absurden abdriften lassen.
In meinem Falle ist es eindeutig, was all die genannten Motivationsfetzen als übergeordnete Triebfeder umschließt: Es ist die Freude am Bewegen... Und zwar generell, bei jeder Trainingseinheit während der 34 Wochen der Vorbereitung. Es ist das, was sich vor vielen anderen Menschen als Wust - unvorstellbar zu bewältigender Aufgaben sportlichen Treibens -aufbäumen würde. Das Wissen um eine solch große Aufgabe schafft bei mir keine Unruhe, nein, es schafft Struktur und letztlich die Motivation, die mich nur allzu gerne schwimmen, radeln und laufen lässt. Und es ist nicht der Wettkampftag selbst, der mich befriedigt. Nein, das Rennen ist das "I-Tüpfelchen", der Abschluss, die Krönung eines langen Weges. Die erste Laufeinheit zum Vorbereitungsstart am 1. Dezember des vergangenen Jahres ging exakt am 24. Juli 2011 um 16:50:21 Uhr zu Ende. Mein Ironman Germany 2011 dauerte in Wahrheit nicht 9:50:21, sondern 559 Stunden. Diese Zahl scheint weit entfernt von „Bestzeit“, und ist doch die beste Zeit, die ich haben konnte! Jede Stunde davon war eine Erfüllung! Keine Zeit kann besser sein... Von daher doch: "BESTZEIT"! Ein Triathlon Urgestein hat neulich gesagt: „Ich liebe es mir den Arsch aufzureißen für eine Sache, die sau viel Kohle kostet, aber im Grunde genommen nichts bringt.“ Damit hat er Recht, der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Bestrebungen eines einzelnen Triathleten darf mindestens als geringfügig eingestuft werden. Sicherlich könnte man sich vorbildlicher für einen gesamtgesellschaftlichen
Zusammenhang ins Rampenlicht bringen als mit einem Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, dessen Verfechter überdies noch als individualisert und einzelkämpferisch erscheinen. Für den einzelnen Menschen selbst jedoch, kann das tägliche Sporttreiben, das Schwimmen, Radfahren und Laufen, ein so intensives, Sinn stiftendes Element der Lebensgestaltung sein, das ihm sehr wohl eine nicht zu unterschätzende Bedeutung beigemessen werden darf. Wie groß der persönliche Nutzen letztlich ist, wenn hintereinander und in vollem Tempo 3,8km geschwommen, 180km Rad gefahren und danach 42,195km gelaufen werden... wie sinnvoll und mit welchem Nutzen behaftet dieses konkrete Beispiel des Triatlhon ist, das fragen sich Heerscharen von Zuschauern bei jedem IRONMANrennen erneut. Für mich ist dies schlichtweg nichts anderes, als das, was ich tagtäglich als sinnvoll empfinde und woraus ich einen großartigen Nutzen für mein Leben ziehe: Schwimmen, Radfahren und Laufen!

P.s.: Dieses Jahr erlebte ich am 24. Juli den kältesten Sommertag meines Lebens. Der Wettergott war kein Radfahrer an diesem Tag. Furchtbarer Regen und Wind ohne Ende machten 180km lang mit den Athleten, was sie wollten. Ich verabschiedete mich dann nach 5:18h von der Radstrecke. In all meinen vorangegangenen Zahlenspielen war dies nie eine mögliche Endzeit gewesen, aber das mit den Bestzeitwünschen habe ich ja bereits thematisiert.
Schon eher war mein Schutzengel an diesem Tag ein Schwimmer: Bestzeit im Wasser mit 1:01h! Als ich zum Rad lief, suchte ich vergeblich meine Schwimmhäute und Kiemen. Als ich dann später zugerufen bekam, dass ich von all meinen Mannschaftskollegen – ich glaube zum ersten Mal „ever“ – der schnellste Schwimmer gewesen sei, konnte ich dies kaum fassen, aber das mit der sozialen Anerkennung habe ich ja bereits thematisiert.
Läuferisch rief ich dann das ab, was ich mir in etwa vorgestellt hatte: 3:24h für 42,195km stellten mich zufrieden. Das Laufen machte Spaß, tat aber auch weh. Es war toll, all die Bekannten und Unbekannten zu sehen und hören, die mir zujubelten, aber das mit der Genugtuung bei jubelnden Menschen habe ich ja bereits thematisiert.

Und was war das Beste an diesem Tag? Besonders intensiv empfand ich eine Art Wiedergeburt, nachdem sich beim Laufen zwischenzeitlich arge Schwäche breit zu machen drohte. Das Gefühl, wenn man Kräfte mobilisiert, von denen man nicht wusste, dass sie in einem schlummern, das ist etwas, das IRONMAN ausmacht. Und außerdem? Außerdem weiß ich einmal mehr, das es für mich Sinn macht, wenn ich schwimme, radle und laufe... jeden Tag erneut... und besonders am 24. Juli 2011!!!

Montag, 8. August 2011

"IRONMAN AGAIN" in 9:50:21h!!!

Nachdem ich mich jetzt 2 Wochen vom definitiv härtesten Rennen "ever" außer Landes im Urlaub erholt habe, komme ich nun endlich in aller Kürze dazu, hier ein paar Worte zu verlieren. Überglücklich kam ich am kältesten Sommertag meines Lebens am 24. Juli beim IRONMAN GERMANY nach 9:50:21h im Ziel am Römer an. Wie es mir an diesem Tag erging, berichte ich ein anderes Mal und verweise für den Moment auf den Bericht auf unserer TEAMhomepage.

Bis dahin... "Never stop moving",

j.